
(kis) Hier mal etwas “ out of the box“, Livebericht Singer- SongwriterAndrew Cadie.
Im Hirschberger „zum weißen Lamm“, wo das 0,44 Guinness an diesem Abend 5,50€ kostete, fühlt er sich zu Hause. Auf dieser kleinen Bühne hat der sympathische Cadie schon einige Konzerte gespielt und „so gute Zeiten verbracht, das kann man gar nicht in der Zeitung schreiben“, wie Kumpel Matz Scheid, Initiator des Odenwälder Shantychors verrät. Es war eine familiäre Angelegenheit im ausverkauften Lamm, die meisten Gäste waren Wiederholungstäter, und damit Fachpublikum. Auch Bernd Windisch kennt den Singer- Songwriter schon lange, „wir haben uns damals auf dem Shanty Festival Großsachsen kennengelernt.“
Der Liebe wegen war Andrew Cadie (45) aus Northumberland, Berwick-upon-Tweed vor 20 Jahren in die Pfalz gezogen. Cadie war einer der ersten Studenten, der den “Folk and Traditional Music” Bachelor Kurs auf der Uni Newcastle absolviert hat. Lebenserfahrung und Songmaterial, erarbeitete er sich als Straßenmusiker auf Reisen durch Spanien und Frankreich.
„Zwei mal 45 Minuten mit Pause, wie beim Fußballspiel“ so füllt Cadie sein Programm zu einem großen Teil mit eigenem Songmaterial. Sowohl von der noch aktuellen CD Half-Witted, Merry & Mad – Halbstark, Fröhlich und Verrückt, als auch gefiedelte mittelalterliche Folksweisen, wurden an diesem sommerlichen Abend zu Gehör gebracht. Es sei verraten: ein neues Album ist „on the way“.
Start Punkt zwanzig nach acht, Gerd Krämer hatte das letzte Schnitzel gebraten und musste so auf keinen Song verzichten. Multiinstrumentalist Cadie ist ein herrlicher Entertainer, gut gelaunt und gut bei Stimme, startete er mit „ O My Lady“ vom Debütalbum „ The Snow Tree“. Schon ab Song zwei „ Byker Hill“ wurde mitgesungen, später gestampft, im Takt geklatscht, ein ganzer Shanty Chor saß hier wohl im Publikum. Der Refrain „So Many Ways“ wurde lautstark und textsicher vom Publikum unterstützt. Seine zweiseitige Setlist bestand aus „ Sailors, Ducks and Shite“ aber auch Kohle, alten Bergmannsweisen, Liebesliedern und Opa. Dessen Aufgabe war es dem jungen Cadie viel zu erzählen, man ahnt von wem er sein Talent geerbt hat. Seine Vielseitigkeit bewies Cadie bei jedem Song. Einmal klang er nach Bob Dylan, dann nach Cat Stevens im Film Harold & Maude, melancholisch, kräftig, eingängig. Er ist eine One-Man Show, an diesem Abend hatte er alles alleine gemacht, auch die Technik.
Der Sänger mit Herz und Seele, dessen Power-Stimme auch eine Halle füllen kann, berührte so stark, dass man plötzlich meinte man stehe in den Schottischen Highlands. Besonders hervorzuheben waren sein “Fiddle-Singing” Tracks, Geige spielen und dabei mit Gesang ein harmonisches Ganzes aufbauen, das kann nicht jeder. Die Zuhörer waren durchweg begeistert, von „Monsters“ oder Wherever I Wander Or Stray“. Es wurde viel, und sehr herzlich gelacht, aber auch mit geschlossenen Augen geträumt. Der Sänger mit seinem natürlichen Humor erklärte gerne seine Lieder charmant in perfektem Deutsch. Er könnte es auch in Geordie tun, dem nordengländischen Dialekt, oder auf „ pälzisch.“ Wie etwa beim Vortrag der rührenden Geschichte von „ Jock O Hazeldean“, von der Liebe eines armen Mädchen und einem reichen Mann, begleitet mit der „Salatschleuder“ wie Cadie seine Resonanzgitarre liebevoll bezeichnete. Beim abwechslungsreichen Programm, mit ordentlich Schmackes im 4/4 Takt wird das Publikum einbezogen, der Boden bebt. „Folkmusic“ auf Speed. Im Sitzen tanzen kann man zu „Dare To Dream“ vor der Pause. Es folgt ein energiegeladener kleiner Ausflug nach Amerika, „ Devil Went Down“ im Vergleich zur bisherigen Darbietung „Black Metal des Folksongs“. Es wurde gejubelt und applaudiert, bis zu „ Boulder“ wirklich der gesamte Pub mitsang. Für die Zugabe lernte der studierte Folkmusiker „immer gleich ein ganzes Album, denn sechs Stunden auf der Straße, da braucht man viel Material“ Tracy Chapmans „Fast Car“ weist dezent auf die nahende Heimfahrt hin, 23 Uhr, Licht an! Man blickte rundum in seelige Gesichter, dieser gefühlvolle Abend mit überzeugenden Liedern lässt die Fans mit Sicherheit wiederkommen. Bei Andrée Hillenkötter hat Cadie „Erinnerungen an meine Zeit rund um Newcastle geweckt, die Stücke haben eine tiefempfundene Zuneigung zu den alten Zeiten ausgedrückt. Vielleicht muss ich meine Freunde dort aus dem Bergbau mal wieder besuchen“. Für einen Stammgast, der um die Ecke wohnt und zu fast jedem Konzert da ist, war „der Abend Andrew Cadies Solo ebenfalls etwas ganz Besonderes. Aber auch mit der Broom Bezzums ist er toll.“ Ein Fan wurde mit T-Shirt der Broom Beezums beim mitgrooven gesichtet. Die Band mit Musikerkollege Mark Bloomer kommt im Mai in die Gegend. Vielleicht auch wieder ins Weiße Lamm? Hawaiihemd Fan und „Lammwät“ Gerd Krämer hat die Gaststätte als legendären Pub für Folkmusic bekannt gemacht, es gibt ca. zwei Konzerte pro Monat, Platzreservierung unter 06201/57257 wird gebeten. Weitere Konzerte:
25.04.25 Acoustic Beards (ehemals Chefs)
10.05.25 Les deux Menhirs
23.05.25 Brothers & Others
24.05.25 Brothers & Others